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Warum gute Argumente nicht überzeugen – und was das mit deinem Gehirn zu tun hat

  • Autorenbild: Olav Bouman
    Olav Bouman
  • 26. Juli
  • 2 Min. Lesezeit
Mit KI erstellt
Mit KI erstellt

"Wir sind keine Denkmaschinen mit Gefühlen – sondern Gefühlsmaschinen, die denken können."— António R. Damásio, Neurowissenschaftler


Du hast es sicher schon erlebt – du bringst gute Argumente, zitierst Studien, bleibst sachlich – und dein Gegenüber bleibt stur. Oder schlimmer noch – er fühlt sich angegriffen.


Warum? Weil Menschen nicht auf der Suche nach Wahrheit sind – sondern nach Bestätigung. Und weil unser Gehirn Konflikte nicht mit Logik löst – sondern mit Gefühl.

Willkommen in der faszinierenden Welt der Neurowissenschaften des Überzeugens.


1. Unser Gehirn will sich sicher fühlen - nicht logisch denken

Wir lieben die Vorstellung, dass wir rational entscheiden. Aber das stimmt nicht. Schon Daniel Kahneman unterschied zwischen:


  • System 1 - schnell, emotional, unbewusst - das autopilotgesteuerte Bauchgehirn


  • System 2 - langsam, rational, anstrengend - der Denkmodus


Über 90 % unserer Entscheidungen laufen über System 1. System 2 kommt meist erst hinterher - um das zu rechtfertigen, was System 1 längst entschieden hat.


- Wir denken nicht, um zur Wahrheit zu kommen. Wir denken, um recht zu behalten.


2. Motivated Reasoning - wie wir uns selbst betrügen

Die Kognitionspsychologie nennt das motivated reasoning. Bedeutet: Unser Gehirn sucht nicht objektive Informationen - sondern solche, die zu unserer Weltsicht passen.

Das hat zwei Konsequenzen:


  • Confirmation Bias - wir nehmen nur wahr, was unsere Meinung bestätigt


  • Backfire Effect - konfrontiert man uns mit gegenteiligen Fakten, halten wir an unserer Meinung noch fester fest


In fMRI-Studien sieht man: Werden Überzeugungen angegriffen, aktiviert sich nicht das Denkzentrum - sondern die Amygdala und das limbische System. Das bedeutet: Fakten fühlen sich wie Angriffe an.


3. Emotionen schlagen Fakten – immer

Studien aus dem Neuromarketing zeigen: Emotionen aktivieren mehr Areale im Gehirn als Fakten.


Das erklärt:


  • warum Storytelling stärker wirkt als Statistiken


  • warum Fundraising mit Bildern erfolgreicher ist als mit Diagrammen


  • warum Empathie wirkt – und Ratio abschaltet


Wer überzeugen will, braucht emotionale Relevanz. Sonst bleibt alles im Neokortex hängen - aber nichts im Herzen.


4. Was heißt das für Kommunikation, Führung und Fundraising?


  • Sprich zuerst das Herz an – dann den KopfEmotionen öffnen Türen – Argumente stabilisieren sie

    .

  • Baue Gemeinsamkeiten – statt FrontenWer sich verstanden fühlt, öffnet sich eher für Neues.


  • Nutze Geschichten – statt ZahlenkolonnenMenschen denken in Bildern und Handlungen – nicht in Excel-Tabellen.


  • Sei geduldig mit WiderstandWiderstand ist ein Schutzmechanismus – kein böser Wille.


5. Der Aha-Effekt - wenn Emotion und Kognition sich verbinden

Erst wenn Emotion und Kognition aktiviert werden, entsteht echter Wandel. Neurowissenschaftlich nennt man das: somatische Marker (nach Damásio).Ein emotional geprägtes Erlebnis verknüpft sich mit einer Einsicht - und wird so langfristig handlungsleitend.


- Wer Menschen berühren will, muss sie nicht überreden – sondern bewegen.


Fazit:

In einer Zeit, in der Diskussionen oft zu Grabenkämpfen werden, hilft ein Blick ins Gehirn: Menschen sind nicht dumm - sie sind emotional.Und genau dort beginnt echte Veränderung.


Deshalb gilt: Nicht der Klügste gewinnt. Sondern der, der Herz und Hirn gemeinsam anspricht.Das ist die Kunst von Brain & Heart.



 
 
 

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