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Freddies Tod bringt mich zum Weinen – warum uns Geschichten so tief berühren

  • Autorenbild: Olav Bouman
    Olav Bouman
  • vor 4 Tagen
  • 3 Min. Lesezeit
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Neulich habe ich wieder das letzte Musikvideo von Freddie Mercury gesehen. „These were the days of our lives“. Freddie steht dort, sichtlich gezeichnet von seiner Krankheit, und singt diese Abschiedsworte. Jedes Mal, wenn ich das sehe, schnürt es mir die Kehle zu. Ich habe Freddie Mercury nie persönlich getroffen und doch trifft mich seine Traurigkeit mitten ins Herz.


Warum ist das so? Warum können uns Szenen in Büchern oder Filmen, das Sterben einer Serienfigur oder der Tod eines Stars, den wir nie kannten, so tief bewegen?


Unser Gehirn kennt den Unterschied zwischen echt und erzählt nicht


Die Neurowissenschaft hat eine verblüffende Antwort:Wenn wir eine Geschichte hören oder sehen, werden in unserem Gehirn ähnliche Netzwerke aktiv wie bei eigenen Erlebnissen. Spiegelneuronen, kleine Nervenzellen, die wie innere Empathie-Antennen arbeiten, sorgen dafür, dass wir das Leid und die Freude anderer mitfühlen.

Das heißt: Wenn wir im Kino sitzen und sehen, wie Jack und Rose auf der „Titanic“ getrennt werden, oder wenn Harry Potter seinen geliebten Dumbledore verliert, dann läuft in unserem Kopf fast derselbe Film wie bei einem persönlichen Verlust.


Freddie Mercury – ein Abschied, der uns alle trifft


Musik ist wie eine emotionale Zeitmaschine. Songs knüpfen sich an unsere Erinnerungen, unsere Jugend, unsere Beziehungen. Freddie Mercury war nicht nur ein genialer Musiker, er wurde Teil der Lebenssoundtracks von Millionen.


Als er in diesem letzten Video singt, klingt es, als verabschiede er sich nicht nur von der Welt, sondern auch von jedem einzelnen von uns. Sein Tod hat so viele Menschen bewegt, weil er uns gezeigt hat: Hinter der großen Bühne stand ein verletzlicher Mensch.


King Kong - warum wir bei einem Monster weinen


Manchmal brauchen wir nicht einmal reale Menschen, um zu trauern. Denken wir an King Kong.


Wer den Klassiker kennt, erinnert sich: Der riesige Affe klettert mit Ann Darrow auf das Empire State Building, kämpft gegen Flugzeuge und stürzt schließlich in den Tod.

Was uns bewegt, ist nicht das Spektakel, sondern die Tragik dahinter. Wir erkennen: Kong ist kein böses Monster. Er ist ein Wesen, das geliebt hat – und dafür sterben musste.

„Es waren nicht die Flugzeuge… es war die Schönheit, die das Biest tötete.“Dieser Schlusssatz lässt keinen Zuschauer kalt.


Unser Gehirn macht aus Kong einen von uns:


  • Wir lesen seine Gesten als Ausdruck von Gefühlen.


  • Wir fühlen seinen Schmerz durch Spiegelneuronen.


  • Wir verstehen ihn als Symbol für Außenseiter, für unerwiderte Liebe, für den Kampf um Zugehörigkeit.


Darum verdrücken wir Tränen – nicht wegen eines Monsters, sondern weil wir in ihm uns selbst erkennen.


Warum der Tod von Fremden uns so vertraut erscheint


Wenn ein Star stirbt, sei es Freddie Mercury, Robin Williams oder Prinzessin Diana – dann verlieren wir nicht nur eine Persönlichkeit der Öffentlichkeit. Wir verlieren ein Stück unserer eigenen Biografie.


  • Mit ihren Liedern, Filmen oder Gesten haben sie Gefühle in uns ausgelöst.


  • Sie wurden Teil unserer Geschichten.


  • Ihr Abschied erinnert uns an die Endlichkeit unseres eigenen Lebens.


Die Trauer um Fremde ist also nie wirklich „fremd“, sie ist immer auch Trauer um uns selbst.


Geschichten als sichere Räume für Traurigkeit


Das Faszinierende: Bücher, Filme und Musik sind Trainingsräume für unsere Gefühle. Wir können im Kinosessel weinen, uns anrühren lassen, mitfühlen – und anschließend zurück in die Realität gehen.


Es ist eine Art emotionales Übungsfeld. Und genau das macht uns menschlich.


Fazit: Wir weinen nicht um andere – wir weinen um uns


Wir werden traurig, wenn wir eine Geschichte hören oder wenn ein Star stirbt, weil unser Gehirn keinen klaren Unterschied kennt zwischen real und erzählt. Wir fühlen mit, weil es in unserer Natur liegt, die Emotionen anderer aufzunehmen.

Freddie Mercury und King Kong sind zwei Seiten derselben Medaille:


  • Der eine ein realer Mensch, der uns mit seiner Kunst berührte.


  • Der andere eine erfundene Figur, die uns unsere eigene Sehnsucht spiegelt.


Beide erinnern uns daran, dass wir Menschen sind – verletzlich, liebesbedürftig und verbunden.

 
 
 

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